iLife '08 • iMovie 08 kritisch betrachtet

iMovie LogoiLife 08 sorgt insgesamt für ein geteiltes Echo. iMovie 08 allerdings sorgt in erster Linie für Entsetzen. Selbst David Pogue zerreißt die Videoschnitt-Software in der New York Times und schimpft, dass Apple dem Ding wenigstens einen neuen Namen hätte geben sollen.

Vorweg sage ich dazu so viel: Damit hat er Recht. iMovie 08 ist so anders, dass es nicht mehr iMovie heißen dürfte.

 

allererste Eindrücke

GarageBand

iMovie

eine Art Vorwort

iMovie 08 spaltet die Gemüter. Wobei die negativen Aussagen deutlich überwiegen, wenn man sich mal durch Foren und diverse Internet-Seiten arbeitet. Ja, Steve Jobs kündigte bei der Vorstellung von iLife 08 ein komplett neu programmiertes iMovie an. Ich bekam den Abend nur am Rande mit, mir war von der Aussage her nicht klar, dass komplett neu auch komplett anders heißt. Während meines kurzen „Heimat-Urlaubes“ in Norddeutschland hielt ich auch bei M&M: Trading! an, die mir iLife 08 sofort zur Verfügung stellten. Schon während im Laden noch die ersten, am Tag zuvor vorgestellten iMacs aufgebaut waren, warf ich einen ersten Blick auf iMovie. Die Oberfläche gefiel mir sehr gut. Ich dachte spontan, damit könne ich auch problemlos umgehen. Dann erfuhr ich von M&M, dass man im neuen iMovie weniger Effekte hätte, die eventuell vorhandenen Plug-Ins nicht mehr einsetzbar sind und noch ein paar Abstriche mehr gemacht werden müßten. Ich blieb noch ein paar Tage in Hamburg, besuchte alte Freunde und kümmerte mich nicht mehr weiter um iMovie, las aber bei kurzen Blicken auf Mac-Seiten schon das erste (meist theoretische) Gemecker. Auch die Systemvorausseztungen sind ordentlich, G4 Besitzer sind ausgeschlossen.

iMovie

Wie? Keine Zeitleiste mehr? Keine richtigen Audio-Spuren? Ich war entsetzt, Zeitleisten und Audio-Spuren sind doch schließlich existenziell bei der Videobearbeitung, oder? Also sehe ich mir zu Hause das neue iMovie das erste Mal etwas näher an.

Was ist neu?

Das kann man in dem Fall wohl so nicht beantworten, in der Tat ist es eben das Gesamtwerk, welches neu ist. Eine Liste der neuen Funktionen kann man schlichtweg nicht aufstellen. Dazu gehört dann auch eine Liste, was alles plötzlich verschwunden ist. Apple verspricht zumindest Dinge wie „Filmemachen in Rekordzeit“, oder auch „Der professionelle Touch“. Wobei mit letzterem vor allem die Übergänge gemeint sind. Und die sind im Verhältnis zum alten iMovie sehr viel weniger geworden. iMovie 08 hat nun eine Mediathek, was das heißt, hätte ich mir gleich mal näher ansehen sollen, aber dazu später mehr. Es heißt, mit der Mediathek hat man nun immer Zugriff auf all seine Videoclips. Aha, das könnte ein wichtiges Wort in Sachen neuem iMovie sein. Videoclips, nicht mehr -Filme. Wie auch in iPhoto gibt es jetzt in iMovie Ereignisse.

Weiterhin kann iMovie 08 auch von AVCHD-Camcordern aufzeichnen. Dafür kann man aber seine mit vorigen iMovie Versionen erstellte Filme nicht so einfach öffnen. Was vielleicht auch ganz gut ist, betrachtet man mal die Minus-Liste von iMovie 08. Was würde denn aus der Timeline, den Audio-Spuren, den Effekten?

Das neue iMovie rendert nicht mehr, man kann sich alles gleich direkt ansehen, sogar im Vollbild-Modus. Das spart enorm Zeit, stellt aber auch die Frage, was das für die Qualität bedeutet? Man kann sich ganz einfach durch jeden Clip durchscrollen, sich die gesuchten Stellen markieren und in den Clip einbauen. Ich werde mich jetzt mal bemühen, das Wort „Film“ aus meinen Fingern zu verdrängen und statt dessen „Clip“ zu benutzen. Am Ende läßt sich der Clip ganz einfach in verschiedenen Formaten exportieren. Nur – eine klitzekleine Kleinigkeit, die geht nicht mehr. Kapitelmarken setzen und zu iDVD exportieren. Ja, aber wer braucht denn sowas noch, in Zeiten von YouTube und dem iPhone?! Alleine das ist ja dann doch für viele schon ein Ausschlußkriterium sich iMovie 08 auch nur anzugucken. Apple wird schon wissen, warum bei Besitzern der Vorgänger-Version iMovie HD auf der Festplatte bleibt und nicht ersetzt wird. Und warum man Neu-Käufern iMovie HD zum Download anbietet. Letztendlich erhält man da wirklich zwei Programme zu einem Preis oder so...

Nun aber los

Ich habe es gewagt. Ich habe mir iMovie 08 genauer betrachtet. Mein Vater schimpfte und fluchte nach ersten Versuchen. Er kommt damit überhaupt nicht klar. Ohne nachlesen geht gar nichts, die von Apple gewohnte intuitive Bedienung ist nicht gegeben, sagt er. Gut, er ist eigentlich ziemlich genau die Zielgruppe von iLife, aber was sagt das heutzutage schon? Gut, das ist widerum ein anderes Thema. Ich habe mich bei meiner Betrachtung von iMovie 08 auch bemüht, dem ganzen unvoreingenommen gegenüber zu stehen, was mir in Anbetracht der verlorenen Zeitleiste etc. schon einigermaßen schwerfiel. Ein wenig meditiert, in mich gegangen, das alte iMovie, mein eigenes Strukturdenken ausgemerzt und iMovie geöffnet.

Ja, die Oberfläche gefällt mir weiterhin. Optisch ist es gelungen, aber ist es da auch funktionell? Beim Öffnen habe ich gleich meine kleinen iPhoto-Filmchen im Zugriff. Das Anschließen der Kamera erspare ich mir in diesem Fall, ich finde das Kabel nicht... Außerdem interessiert mich in erster Linie der Umgang, nicht der Import. Oh, nicht betitelt, ich schließe das Fenster. Huch, das hat sich also nicht geändert. Fenster schließen gleich Applikation beenden. Schade.

>Also nochmal. Öffnen. da wird es ja schon interessant. Verschiedene Formate zum Auswählen:

iMovie

Ich nehme Standard, 4:3. Automatisch sichtbar sind in meinem Fall die Handy-Filmchen, die in iPhoto lagern. Das langt, um sich in dem Programm zu orientieren. Ich sehe mir als nächstes die Projekteinstellungen an.

iMovie

Hm, okay das Format kann ich nachträglich noch ändern. Sämtliche zeitabhängigen Einstellungen wie Übergänge können nur in Halb-Sekunden-Schritten eingestellt werden. Das stört mich schon wieder. Ich arbeite beim Radio, da ist eine halbe Sekunde eine Ewigkeit. Ich erwarte sowas immer stufenlos. Maximaldauer sind jeweils 4 Sekunden. Ken Burns automatisch für Fotos. Nun ja, ich konnte den Kerl noch nie leiden. Schon in iPhoto nicht. Kurzum: in iMovie 08 sind die Einstellungen für alles festgelegt, nix mit Flexibilität. Nachträglich die Länge der Übergänge ändern? Wenn das geht, möge es mir bitte jemand mitteilen, mir ist das nicht gelungen.

Update: Es geht doch, das Ändern der Länge der Übergänge. Dafür muß zwingend in den Projekt-Einstellungen für „Dauer für Übergänge“ der zweite Punkt „Wird beim Hinzufügen zum Projekt angewandt“ ausgewählt sein. Dann kann man den Übergang anklicken und im Bearbeiten Menü erscheint dann „Dauer festlegen“. Danke Fabian!

So sieht das einzige Fenster von iMovie dann aus:

iMovie

iMovieMan kann oben und unten tauschen, also ganz nach Belieben oben die Ursprungsclips und unten das Projekt erstellen oder umgekehrt. Man sollte sich für eine Ansicht entscheiden, am Anfang ist das Ganze doch sehr verwirrend. Was war nun noch mal wo? Egal, weiter im Text. Ich entscheide mich, mein Projekt oben zusammenzuklicken (so muß man das hier wohl nennen), dann habe ich es direkt neben meiner Vorschau. Projekt- und Ereignis-Mediathek lassen sich für mehr Arbeitsfläche ausblenden. Trotzdem ist der Platz am 14" MacBook Monitor doch eher beschränkt, zu beschränkt für längere Clips finde ich. Aber wie bekommt man nun seinen Videoclip zusammen (Bin ich gut? Ich schreibe nicht mehr Film)? Aus den Rohdaten raussuchen, einfach mit der Maus rübergleiten und einen groben Bereich festlegen, dann wird einem in einem gelben Rahmen noch die Länge angezeigt. Den ausgewählten Bereich ins Projektfenster ziehen. Das war's. So kann man sich jetzt seinen gesamten Clip zusammenbasteln. Die Länge läßt sich nachher auch noch editieren. Da wird auch immer mal kurz die Länge des jeweiligen Schnipsels angezeigt.

 

 

 

 

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